Niene geit's so schön u lustig
Wie daheim im Ämmetal,
Dert ist allergattig Rustig,
Dass eim schwär wird die Uswahl:
Manne het es ehrefesti,
Wiber brav u hübscher Art,
Meitschi, - we d se gsehst so hest di
Dri verliebt - so schön u zart.
Da ist nüt vo Kumplimänte,
Allem seit me nume "Du",
Sig's der Milchbueb mit der Bränte
Oder trag er Ratsherr-Schueh;
D Städter frili cheu's nit lide,
Bsunders - Herre ohni Gäld!
Doch i mein, dä sig nit gschide,
Wo si für so Sache quält.
Räbe wachse frili keiner,
Doch kei Hauptsach ist der Wi;
Milch u Chäs ist üsereiner
Ordinäri längste gsi;
Wär si nit so dri will schicke,
Cha, wenn är's grad sauft vermah,
Vo de Wältsche Wi la bschicke
Oder cha i 's Wirtshus gah.
So wie d Chüejer uf de Bärge
Mache d Bure Chäs im Tal,
U das de nit chlini Zwärge
U nit weni a der Zahl.
Holz und Lade fergge d Flösser
D Ämmen ab uf Basel zue;
Chunnt im Früehlig ds Wasser grösser,
Hei sie mit dem Flosse z tue.
D Chleider het me nume simpel
So vo älbem Halblin gmacht;
Herrschelige Narregrümpel
Ghört gar nit zu üser Tracht.
Rosshaarspitzli treit no ds Müeti,
Plötzlihose no der Alt,
D Meitschi schöni Schwäfelhüeti,
Chöpfli drunder grad wie gmalt!
Chunnt de albe Ängiländer -
U süst Herrschaft au dahär,
Trage d Fräuli goldni Bänder
Und dergliche Zierat mehr,
Hei sie Diener, hei sie Wächter,
Si sie hübsch u rich derbi,
Müesst en Ämmentaler Tächter
Mir doch gäng no lieber si.
Die meu de der Pantsch erlide,
We's scho an es Ärst-ha geit;
Arme hei sie wiss wie Chride,
Bei - i hätt' bald öppis gseit - ;
Bäckli hei sie - früsch wie Rose,
Auge wie der Morgestärn;
Und - jetzt würdet ihr erst lose:
Sie hei d Buebe grüsli gärn.
Von dem Emmentaler Volksdichter Christian Wiedmer (1808 - 1857), Schlosser in Signau, in seinen 1848 erschienenen Gedichten. Eine Auswahl derselben wurde bei Anlass der Einweihung eines Wiedmerdenkmals in Signau (1909) nebst biografischen Beiträgen als Broschüre herausgegeben (Verlag des Emmenthaler Blattes in Langnau).
Abweichend von den 8-zeiligen Strophen des Originals wird das Lied meistens in 4-zeiligen Strophen und die Melodie der zweiten Strophenhälfte als Jodel gesungen.
Auch im Text erlaubt man sich Freiheiten; z. B. singt man statt des metrisch unbequemen vierten Verses von Strophe 1 gerne so:
"Schöni Meitschi überall (oder: ohni Zahl)"
Der erste Satz der Melodie ist auch bei dem (nicht schweizerischen) Volkslied "Schönstes Schätzchen, liebstes Herzchen" üblich (S. M. Friedländers Hundert Volkslieder, Leipzig Nr. 56).
Da Wiedmer gleich wie andere Schweizer Volksdichter, z. B. G. J. Kuhn und Alois Glutz, seine Lieder selber sang und bei festlichen Anlässen gerne zur Zither vortrug, so mag er die Singweise zu "Niene geit's" selber erfunden haben, vielleicht mit Anlehnung an eine bekannte Melodie.
Str. 7, an es Ärst-ha: eigentlich an ein ernst haben, d. h. an schwere Arbeit.
Quelle: Im Röseligarte, Schweizerische Volkslieder