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Mis Lieb isch gar wit inne

Der Knab:
Mis Lieb isch gar wit inne,
Dört innen uf der steinige Flueh.
Wenn i scho zue-n-ihm wetti,
O, so reute mi die Schueh.

Das Mädchen:
La du di d Schueh nid reue,
Leg du dini Bantöffeli a!
We du sie de hescht broche,
So chascht ja denn angeri ha.

Knabe:
I ma nid i der Wuche
Uf d Flueh zu minem Schätzeli ga.
Es git ja so ne Firtig,
Wo-n-i zum Schätzeli cha.

Mädchen:
Mi Schatz cha gar guet horne,
Er cha die Reieli alli gar wohl,
Er hornet mer alli Morge,
O wenn i's ga mälche soll.

Knabe:
Mis Lieb tribt über d Gasse
Gar z tusig es schöns Trüppeli Veh!
O, i ha gar längi Ziti,
Wen i's de so nimme cha gseh.

Mädchen:
Wen i de söll ga mälche,
So steit mer de mis Chuehli nid rächt.
Da stellen-i ds Chübeli näbetsi
U gauggle mit dem Chnächt.

Knabe:
O, ds Chuehli wei mer verchaufe
U ds Chalbeli wei mer de no bha.
We früeh de d Meitscheni mälche,
Chan-i no zue der gah.

Über das Lied

Wort und Weise nach Wyss. Der Text stand aber schon in des Knaben Wunderhorn (3. Band, 1808) und soll auf einem fliegenden Blatt vom Ende des 18. Jahrh. verbreitet gewesen sein. Erk-Böhme III. Die Bezeichnung bei Wyss:  "Kuhreihen der Emmentaler", ist unzutreffend gewählt. Das Lied ist vielmehr ein neckischer Wechselgesang zwischen einem jungen Sennen und seiner hoch auf "steiniger Fluh" wohnenden Liebsten. Der Text scheint in den letzten Strophen verderbt und hergerichtet: Schon die künstliche Wortstellung "We früeh de d Meitscheni mälche" ist verdächtig. Sonst aber ist das Lied nach Anlage, Stimmung und Singweise ein glücklicher Wurf.

Str. 4, V. 2 Reieli: Kuhreihen.

Quelle: Im Röseligarte, Schweizerische Volkslieder