Mi Schatz, we du tuesch z Chilche gah,
Lueg nume nit gäng mi a!
Sust säge die fule Chlapperlüt,
Mir müessen enandere ha.
Mi Schatz, we du i ds Wirtshus tuesch gah,
Bring mir nit gäng so dis Glas!
Bring's nume den andere Meitschene oh,
Däich nüsti, du gönnist mir's bas.
Mi Schatz, we du zum Tanz tuesch gah,
Tanz nume nit gäng mit mir!
Tanz og no mit andere Meitschene,
Z Nacht chunsch-de de notti zu mir.
Mi Schatz, we du tuesch z Märit gah,
Chram nume nit gäng so viel!
We du dis Gältli verchrämerlet hesch,
Was soll i de tue mit dir!
"Ha dir no nüt verchrämerlet,
Ha dir no nüt verta.
Du bist mer no niene so lubi gsi,
Wie-n-i dergliche ha ta."
Die erste bekannte Aufzeichnung des Liedes ist die von K. Spazier im Haslital gemachte und in seinen "Wanderungen durch dir Schweiz" (Gotha 1790) veröffentlichte. Sie ist aber nur dreistrophig und fehlerhaft (z. B. "Die fule Knabelüt" statt Chlapperlüt). Vollständiger und richtiger gibt Wyss das Lied samt Singweise, und nach ihm Kurz (Ältere Lieder). Für die Volkstümlichkeit des Liedes zeugt sein Vorkommen bei Gotthelf (Leiden und Freuden eines Schulmeisters, 2. Bd. 839), bei Bernh. Wyss (Schwizerdütsch, 1863) und in einem mir bekannten handschriftlichen Liederheft aus dem Emmental.
Unsere Melodie nach Wyss. Im ganzen auch der Text, der aber bei Wyss anfängt: "Mis Lieb, we du zur Chilche tuest ga." Bemerkenswert ist der volle Auftakt am Anfang.
Die Mahnung, das geheime Liebesverständnis vor andern Leuten nicht zu verraten, findet sich schon bei Kürenberger, einem der ältesten Minnesänger. Dort ist es aber der Liebende, der zur Vorsicht mahnt:
Str. 1, V. 3 Chlapperlüt: böse Mäuler.
Str. 5, V. 3 niene: gar nicht; lubi: laubi, lieb.
Quelle: Im Röseligarte, Schweizerische Volkslieder