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Es sin esmol zwo Gspili gsin

Es sin esmol zwo Gspilin gsin\

  • Hopf am Zaun, lass um und umen gan! -
    E Richi und en Armi, ja Armi.

Die Richi zue der Armen sprach:\

  • Hopf am Zau, lass un und umen gan! -
    Lass mir den Knab alleine, ja alleine!

Ich will dir geben, was du willst\

  • Hopf am Zaun, lass um und umen gan! -
    Vo ds Vatters Erb es Teili, ja Teili.

Der Jungknab hinter dem Hage lag\

  • Hopf am Zaun, lass um und umen gan! -
    Und hört dem Reden ein Ende, ja Ende.

Weil es ihm eben im Sinne lag,\

  • Hopf am Zaun, lass um und umen gan! -
    Uwedri will ich's nämen, ja nämen?

Di Richi isst keis Haberbrot\

  • Hopf am Zaun, lass um und umen gan! -
    Und geit nit gärn a d Sunne, ja a d Sunne.

Sie tricht vil lieber e chüeli Mass Win\

  • Hopf am Zaun, lass um und umen gan! -
    Als Wasser ab dem Brunnen, ja Brunnen.

Di Armi die ischt hübsch und fin,\

  • Hopf am Zaun, lass um und umen gan! -
    O, chumm, mir wein i d Frömdi! ja Frömdi.

I will mit dem Pflug ga z Acher faren\

  • Hopf am Zaun, lass um und umen gan! -
    Und du chast wacker spinnen, ja spinnen.

's ischt no en ganzi Allmi voll Chuder\

  • Hopf am Zaun, lass um und umen gan! -
    Und keina ist no gspunnen - ja gspunnen.

Über das Lied

Wort und Weise nach mündlicher Überlieferung einer alten Frau in Stechelberg bei Lauterbrunnen durch Herrn Sek.-Lehrer Hans Michel in Interlaken aufgezeichnet, der den Text auch in seinem Buche "Rund um den Schwarzmönch" (Bern 1923) abgedruckt hat. Das Lied war "Saxet-Träppel" benannt mit Anspielung darauf, dass es in eintönigem Spinnradtakt gesungen und mit den Füssen dazu getrampelt wurde. Für das hohe Alter und die deutsche Herkunft des Liedes spricht der Umstand, dass es in einer niederl. Handschrift des 15. Jahrh. vorkommt ("het reden twee ghespelen goet") und dass es in einer niederl. Fassung des Antwerpener Liederbuches von 1544 die Handlung nach Wittenberg verlegt. Die hochdeutsche Form des Liedes aus dem Frankfurter Liederbuch von 1582 (bei Uhland I) zeichnet die Situation in der dritten Strophe deutlicher als unsere Fassung. Das arme Mädchen spricht zum reichen:
Ich traur nit umb meins Vaters gut, ich traur nit umb mein ere,
Wir zwei haben einen Knaben lieb, darauss können wir uns nit teilen.

Zum Schluss tritt der Lauscher hervor, reicht der Armen sein Ringlein und spricht:
Sih da, du feins brauns Megdelein, von dir wil ich nit wenden.

Von schweizerischen Fassungen habe ich bei Gestaltung des Wortlautes berücksichtigt die bei H. Kurz, Ältere Dichter aus der Schweiz, bei L. Tobler II und im Archiv XI, alle aus dem Berner Oberland. Die Melodie aus Stechelberg stimmt mit derjenigen im Archiv XI wesentlich überein.
Der Kehrreim "Hopf am Zaun, lass um und umen gan" lässt sich als eingeschobene Aufforderung zum Rundtrinken (wie in andern Liedern) erklären und passt für die hochgelegenen Dörfer des Berner Oberlandes besonders gut, weil dort der Berghopfen als beliebte Zierpflanze an Gartenzäunen und Hausecken emporrankt. Der Kehrreim würde also bedeuten: Lass das Glas herumgehn wie den Hopfen um den Zaun.

Str. 5, V. 3 Uwedri: welche von beiden.
Str. 10, V. 1 Allmi: Allmend, bild. Unmasse.

Quelle: Im Röseligarte, Schweizerische Volkslieder