Es git nid Lustigers uf der Wäld
Als so nes Brienzer Biirli.
Hed eina e Santin Gäld im Sack
Und eppa es meschigs Ihrli.
Im Usteg tribe si d Geiss uf d Alp
Und sägen, sie heigen Chieh,
Und wenn me's ihnen glauben tät,
So hätte s' no e Stier.
Im Summer chenne sie lustig sin
Uf hohen, wilden Alpen;
Sie frässen der Chäs us em Vätterli
Und schnätzen mit dem Anken.
Die Älpler springen mengist och
Gschwind eis embrin i ds Dorf,
Und jede, der es Fraueli het,
Hed gwiss o bald en Gof.
Am Älplersunndig cheme si,
Da geit's i Saus und Braus;
En jedra bringt da Nidlen hein
Und eppa e Zigergaus.
Di Wibleni pflanzen den derwil
Und tien das Haufli rätschen;
Sie fahren mengist i ds Chienholz
Fir gan die Härpfel z bäcken.
Denn nimmd en jedre es Bräntli mit
Und eppa es Bschittigoni
Und no nes Pfanneli muess da mit
Und es paar Gaffibohni.
Im Herbst da zieh sie ds Nutzli hein
Uf ihren Horigschlitten,
Und eb sie der Chäs abgladen hein,
Su hei s' ne schon agschnitten.
Im Winter si sie nit so stolz
Deheim bi Wib und Chind,
Sie schitren eppe es bitzli Holz
Und blasen bis dass 's brinnd.
Sie ferggen o ds Jahr us und in
Die allergreeschten Bränten
Und frässen ech bim Sappermänt
Bloss Härpfel und Palänten.
Es git nid Lustigers uf der Wäld
Als so nes Brienzer Biirli,
Hed eina e Santin Gäld im Sack
Und eppa es meschigs Ihrli.
(ds Brienzer Biirli)
Nach einem gedruckten Blatt (im Besitz des Hrn. F. Lehmann in Bern) mit dem Verfassernamen Johann Michel. Dieser, um 1892 gestorben, war selber ein Brienzer Biirli, bekannt unter dem Zunamen "der Wels", und besingt also mit fröhlichem Humor seinen eigenen Stand. Das Lied ist aber seither nach Gassenhauerart erweitert und vergröbert worden. Immerhin konnte in Strophe 8, Vers 3 und 4 unseres Textes eine bessere volkstümliche Fassung eingesetzt werden.
Die Melodie nach B. Kühne, Lieder aus der Heimat II.
Str. 1: ferseli duseli; daneben auch faseli, fäseli dusel. Wenn fäseli oder faseli richtiger ist, so könnte es Verkleinerung von Fase, Fasel (=Faser) sein und Kleinigkeit, Lumperei bedeuten. Vgl. eim es Fisell = Fäseli vormachen (etwas = blauen Dunst, welches schwz. Dusel heisst; daher vielleicht Duseli) und: keis Fäseli = nicht das Geringste.
Str. 3: Vätterli- Järb, Käsfass, d. h. die hölzerne Form, in welche die weiche Käsmasse gegossen wird. Sie können also nicht warten mit dem Essen. - schnätzen: sie schnitzen oder klauben vom Ankenballen ab, also gierig.
Str. 4: embrin: hinab
Str. 5: Zigergaus: Zigerballe - Zigergans; nämlich statt einer wirklichen Gans ( als Abgabe an den Lehensherrn) eine blosse Zigergans. So nach Em. Friedli "Bärndütsch"II.
Str. 6: Haufli rätschen: Hanf brechen (nämlich das bisschen); bäcken: hacken, ausgraben
Str. 7: Bschittigoni: kleiner Jaucheschöpfer
Str. 8: Horigschlitten, auch Horischlitten: Hornschlitten mit Kufen, die hornförmig auslaufen.
Str. 10: Palänte: Polenta, Maisbrei
Quelle: Im Röseligarte, Schweizerische Volkslieder