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Das alte Grenchner Lied

Es het e Buur es Töchterli,
Mit Name heisst es Bäbeli\

  • Vo wäge hohoho, vo wäge hohoho -
    Mit Name heisst es Bäbeli.

Es het zweu Züpfli gelb wie Gold,
Drum isch em au der Dursli hold\

  • Vo wäge hohoho usw.

Der Dursli lauft im Ätti noh:
"O Ätti, wottsch mer 's Bäbeli lo?"\

  • Vo wäge hohoho usw.

"Mis Bäbeli isch no viel zu chlei,
Es schlaft das Jahr no wohl allei."\

  • Vo wäge hohoho usw.

Der Dursli lauft i vollem Zorn
Wohl in die Stadt go Soleturn.\

  • Vo wäge hohoho usw.

Er lauft die Gassen i und us,
Bis dass er chunnt vo 's Hauptmes Hus.\

  • Vo wäge hohoho usw.

"O Hauptme, liebe Hauptme mi,
I will mi dingen i Flanderen i."\

  • Vo wäge hohoho usw.

Der Hauptme zieht der Seckel us
Und git dem Durs drei Taler drus.\

  • Vo wäge hohoho usw.

Der Dursli geit jetz wieder hei,
Hei zu sim liebe Bäbeli chlei.\

  • Vo wäge hohoho usw.

"O Bäbeli, du liebs Bäbeli mi,
I ha mi dungen i Flanderen i."\

  • Vo wäge hohoho usw.

Das Bäbeli rue doch nit eso,
I wott ja wieder ume cho!\

  • Vo wäge hohoho usw.

Und chumm i über 's Jahr nit hei,
So schriben i dir es Briefli chlei.\

  • Vo wäge hohoho usw.

Darinne söll 's geschriebe stoh:
Mis Bäbeli wott i ni verloh."\

  • Vo wäge hohoho usw.

"Und wenn der Himmel papierig wär,
Und jede Stärn e Schriber wär - \

  • Vo wäge hohoho usw.

Und jeder Schriber hätt sibe Händ,
Sie schribe doch miner Lieb keis Änd."\

  • Vo wäge hohoho usw.

Über das Lied

Nach den letzten Strophen auch "der papierig Himmel" genannt, ein altes Lied von ausgesprochenem Lokalcharakter, den schon Goethe "köstlich" fand. Es reicht offenbar ins 17. Jahrhundert zurück; man hat auch urkundliche Belege für einen geschichtlichen Kern der Erzählung beigebracht (s. L.Tobler II). Wir geben das Lied in der Melodie, die heute im Bucheggberg ausschliesslich gesungen wird, und welche die überlieferte Strophenform von vier Versen in eine solche von zwei auflöst. Der für diese Melodie charakteristische Refrain "Vo wäge hohoho" (auch: "Vo wäge hm hm hm" gesungen) ist durch ein handschriftliches Bruckstück, dessen Kenntnis ich Hrn. A. Zurrer in Schönenwerd verdanke, sowie durch eine Fassung aus dem Thurgau als alt bezeugt. Andere Melodien bei J. R. Wyss Nr. 35 und Erk-Böhme I, Nr. 80.
Der in älterer Überlieferung vielfach entstellte Text wird hier in der dem Dialekt des Bucheggbergs am nächsten kommenden Form gegeben. Dursli: Verkleinerung von Durs, aus St. Ursus.

Quelle: Im Rösligarte, Schweizerische Volkslieder