Bueb, mir wei uf ds Bärgli fahre,
Leg die Treichlen a dem Vieh!
Ma nit meh deheime blibe,
D Franze wotte mi vertribe.\
Uf em Bärgli isch guet läbe,
D Franze brucht me da nüt z gseh.
Luegt me de i ds Ländli use,
Tuet's eim notti afa gruse,\
's si nit meh die alte Zite,
's isch ke Glück u Säge meh.
Ds Gäld ischt alles dänne gfergget,
Land u Lüt, alls isch verhergget,\
Üsi liebe Gnädige Herre,
Die regieren is nit meh.
D Bure wotte jetz regiere,
Mänge cha nit buechstabiere.\
Vo der Freiheit cheu si schreie,
s' tuet eim fri im Härze weh;
D Freiheit isch ja ganz verschwunde,
Un a d Franze si mer bunde,\
Was isch us de Lüte worde?
Ach, me gchennt sie gar nit meh!
Suufe, spile, flueche, schwere,
Weder Gott no Möntschen ehre. -\
Doch gottlob! I bi ja alte,
Mini Haar si wiss wie Schnee.
Soll de-n-üses Land verdärbe,
Isch's am beschte hüt no stärbe,\
G. J. Kuhns erstes Mundartlied. 1799 oder 1800 in Sigriswil entstanden und später unter dem Titel "Kuhreihen 1798" in seinen "Volkslieder und Gedichte" von 1806 aufgenommen. (Unsere Melodie nach der 2. Auflage von 1819).
Die Anregung gab ein Besuch Werkmeister Hallers, der ein von ihm verfasstes, berndeutsches Lied ("Im Oberland obe") sang. "Mich ergriff das sonderbar," schreibt Kuhn. "Weinen und Lachen kämpfte miteinander, ich floh in mein Zimmer, lief auf und ab und konnte nicht ins Klare mit mir selber kommen. Tag und Nacht lag's mir im Sinne; und endlich entstand einmahl am Klavier mein erster ähnlicher Versuch: Bueb, wir wey uf ds Bärgli trybe, wo Text und Melodie miteinander zur Welt kamen." Fragmente für m. Kinder, hsg. v. H. Stickelberger, Berner Taschenbuch aus 1911). Das Lied wurde rasch volkstümlich.
Quelle: Im Röseligarte, Schweizerische Volkslieder